Plattenkritik: Efdemin – Poly (Ostgut Ton)Eleganz und Tanz
17.10.2025 • Sounds – Text: Jan-Peter Wulf
Mit seinem ersten Album nach sechs Jahren nimmt uns Phillip Sollmann mit in eine fein verhallte Clubnacht, irgendwo zwischen Peaktime und leicht drüber. Eine wunderbar souveräne Platte.
Gegenwärtigem Clubsound fehlt es oft an Eleganz. Oder besser, eingeschränkt gesagt: Mir fehlt sie. Zu schnell, zu hart, zu stulle. Ich verstehe schon, woher das kommt, und ich kann der Haltung grundsätzlich auch etwas abgewinnen. Mich holt es nur einfach überhaupt nicht ab. Ganz anders dieses Album: Efdemin hat soeben sein erstes nach sechs Jahren Pause herausgebracht und boy, hier geht es ab – „Poly“ ist ein schnittiger, perfekter Mix aus Geradeheraus und Tiefe, aus Fokus auf das Wesentliche und Abschweifen ins Verträumt-Verspielte. Wenngleich jedes Stück für sich steht in Struktur, Rhythmik und Melodik, so zieht Sollmann doch einen roten Faden durch das Werk, gibt den Stücken von „Drift“ bis „Below The Surface“ einen gemeinsamen Nenner. Wenn sich bei „Radical Hope“ eine blubbernde 303 mit fast kitschigen Chords abwechseln und dazu Bässe und Snares hämmern wie in alten Jeff-Mills-Platten, dann ist die Welt für einen Moment wirklich mehr als okay. Oder wenn sich bei subtileren Tracks wie „Signal to Noise“ oder „Lost Somewhere In The Day“ langsam und bedacht eine feine Dramaturgie aufbaut, während er mit „Trophic Cascade“ seine persönliche, gefühlvolle Interpretation von Dub-Techno darbietet und beim Closer „Below The Surface“ Plastikman auf dem New-Age-Floor spielen lässt. Sinnlichkeit und Sorgfalt, Präzision ohne Prätention – für mich ist „Poly“ eine starke, schöne Platte. Pretty much what I need right now.
Übrigens: Ab sofort bis zum 25. Januar ist „Modular Organ“ von Phillip Sollmann und Konrad Sprenger – wir berichteten über das Projekt in Düsseldorf zu erleben. Anlässlich des 20. Jubiläums des Düsseldorfer Orgelfestivals wird eine ehemalige Glaserei zum Resonanzraum. Mehr Infos hier.