Plattenkritik: Dictaphone – Unstable (Denovali)Let's talk about sax
21.11.2025 • Sounds – Text: Jan-Peter Wulf
Aus der düsteren, labilen Grundstimmung erheben sich die Instrumente in Dictaphones neuem Album.
Es gibt Bands und Acts, die schleichen über die Jahre um mich herum wie eine Katze, nähern sich und zischen dann wieder ab, sind nicht so richtig greifbar für mich. Aber halt irgendwie schon da. Dictaphone gehören dazu. In seinen 25 Jahren Bestehenszeit hat es das belgisch-deutsche Trio auf, nicht sehr viel, aber immerhin, sechs Alben gebracht, Ende September erschien dieses: Unstable. Und wie schön es wieder geworden ist, tief melancholisch, doch ohne einen direkt in die herbstliche Depression zu schubsen, dafür ist es dann wieder zu elaboriert. Klarinette und Saxophon, gespielt von Roger Döring, und die Violine, gespielt von Alexander Stolze, werden in trägen Stücken zu geheimnisvollen Fabelwesen. Sie wagen sich aus dem dunklen Dickicht, ganz über den Weg zu trauen ist ihnen nicht, so wie sie einen an-klingen, fast wie in einer Erwachsenen-Variante von Prokofjews Peter und der Wolf.
Die düstere Grundstimmung wechselt sich ab mit geheimnisvollen, „orientalisch“ anmutenden Klängen – befreundete iranische Künstler aus der Berliner Diaspora trugen ihre Stimmen und Instrumentation zum Album bei. So der Schauspieler und Musiker Shahab Anousha die verhaltene Trompete im Schlusstrack „La Fin“. „Unstable“ wiederum, ein flirrendes Stück, versteht sich als Hommage an Ian Curtis, der von Helga Raimondi vorgetragene Sprechtext ist die Setlist des letzten Joy-Division-Auftritts. Irgendwo im Grenzgebiet zwischen Post Punk, Post-Rock, Indietronics und Minimal Jazz schlägt dieses Album sein Zelt auf. Ich bleibe noch ein bisschen da drin, und dann höre ich mir wieder mal die alten Platten an.












