Plattenkritik: Murcof – Twin Colors Vol. 1 (Infiné)Music for Films

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Wo läuft der Film zu diesem großartigen Sci-Fi-Soundtrack?

Das Spiel mit den Pseudonymen habe ich ja noch nie so ganz verstanden in der elektronischen Musik. Ich habe mich immer gefragt: Setzen die Künstler:innen sich wirklich hin und fangen an zu komponieren in der jeweiligen Stilrichtung, die mithin dem Namen zugeschrieben wird oder den sie selbst diesem zuschreiben? Geradlinig so, verschlungen so? Oder ist es anders herum, erst die Kunst, dann schauen, zu welchem Projekt – zu welchem Brand – es am besten passt und gegebenenfalls wird ein neues lanciert?

Das frage ich mich auch bei diesem Album von Fernando Corona. Denn es beginnt mit einer adaptierten Version des Tracks „Going Home“ mit der irisierenden Stimme seiner kleinen Tochter, der es mir schon 2022 wohlig den Rücken runterlaufen lief. Damals veröffentlichte der Mexikaner, der heute in Spanien lebt, eine EP unter dem Pseudonym „Twin Color“, die ein Quasi-Soundtrack zu einer Neuauflage von „Twin Peaks“ hätte sein können. Und in diesem Stile geht es mit dem Album „Twin Colors – Vol.1 “ weiter, das der Künstler wiederum unter seinem Hauptnamen Murcof veröffentlicht hat. Exakter formuliert, hat sich das eine aus dem anderen ergeben, denn an den Stücken saß Corona dem eigenen Bekunden nach schon mitten in der gleichnamigen Pandemie, und gleich mehrere von ihnen sind der zweite Teil oder eine Anpassung der Stücke auf der EP. Wie dem auch sei: Das Album ist ein so opulenter wie tiefer, lauter wie leiser, enorm vielschichtiger Ambient-Scope, bei dessen Ablauf man sich Filmszenen imaginiert und, keine Frage, Murcof zollt hier auch den großen Vertretern dieser Zunft seinen Respekt, ganz besonders in „All These Worlds“, das wie aus dem Blade-Runner-Soundtrack von Vangelis klingt.

Zum Album gibt es tatsächlich auch eine über das Auditive hinausreichende Ebene. Auf dem diesjährigen Mutek in Montréal brachte Corona „Twin Colors“ zusammen mit dem Digitalkünstler und Innenarchitekten Simon Geilfus auf die Bühne, 2025 finden auch Termine in Europa statt. Insofern wird die zu Beginn dieses Texts gestellte Fragen doch ein Stück weit beantwortet. Zu „Going Home“ gibt es auch ein Video, und mit Starfield-Simulations, sie können noch so simpel sein, kann man mich immer kriegen.

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